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Zwischen Schaumschlägerei und Größenwahn

Zwischen Schaumschlägerei und Größenwahn

Ein nüchterner Blick auf die Leistungsbilanz des Herrn Pazderski ist noch viel ernüchternder:

Der von der auffällig gefälligen Springerqualitätspresse manchmal als „Parteistratege“ überhöhte Fast-General tingelt im Grunde seit Jahren mit dem immergleichen Konzept durch die AfD-Landschaft. Mal verkauft als „Berliner Weg“, mal als „Bundesstrategiepapier“, gerne auch gleichzeitig. Wenig inhaltliche Essenz ungenießbaren Weines in neuen Schläuchen: Ab in die „Mitte“, Machtbeteiligung und Koaliererei jetzt, aus Prinzip, dann mal sehen. Die Frage der AfD-Erfolge nach nüchterner Zahlenbilanz der Prozente zeigt keine Ost/West-Bruchlinie, sondern den deutlichen Erfolg klarer Positionen und deutlicher Sprache fernab entbehrlicher Ausfälle.

Die Führungsbilanz ist trotz der Dauerkokettiererei als Ex-Offizier verheerend; die Vorgänge in der Fraktion, Finanzchaos und verlorene Arbeitsgerichtsprozesse, die Außenwahrnehmung der AGH-Fraktion als zerstritten und unsolide. Auch die politische Bilanz ist mäßig; welche Chuzpe, nach dem Rückzug aus dem Landesvorstand in schwierigen Zeiten (soweit erinnerlich mit der Begründung „sich der Fraktion widmen zu wollen“ – die hätte es wohl auch nötig gehabt) nun getreu dem Motto „was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ wieder anzutreten in einer ebenso ideenlosen wie abgenutzen Personalkonstellation, auf die Vergesslichkeit der Mitglieder und Delegierten setzend.

Keine 17 Monate alt sind die Bilder der Brandenburger Landtagswahlparty, wo sich ein Georg Pazderski nicht schnell genug auf die Bühne drängeln konnte, um dem damaligen Brandenburger AfD-Vorsitzenden Andreas Kalbitz jubelnd und tiefergriffen kamerawirksam in die Arme zu fallen – und um dann einige Monate später den fragwürdigen Ausschluß zu bejubeln.

Bei der anstehenden Landesvorstandswahl geht es weniger um eine gebetsmühlenartig wiederholte „Richtungsentscheidung“, sondern viel mehr um einen bitter nötigen Neuanfang. Mit frischer Kraft gegen einen politisch verbrauchten Machterhaltungsfilz, der Partei und Fraktion auch medial nur noch wahrnehmbar macht als mit sich selbst beschäftigt. Daß dies in Berlin auch anders geht, zeigt die Arbeit in vielen Bezirken und derjenigen AGH-Mitglieder, für die der „Mut zur Wahrheit“ noch keine Phrase ist.

Der große Vorzug nach den Jahren der gemachten Erfahrungen: Auch Berlin kennt seine „Pappenheimer“. Jeder Bewerber lässt sich nach der innerparteilichen und politischen Leistung sachlich beurteilen und dies muss der einzige Maßstab sein. Berlin braucht einen Neuanfang und keine Klüngelwirtschaft mit Exponenten, deren politische Halbwertzeit längst überschritten ist.

Edwin Brandenburg